Die deutschen Exporte nach Russland sind 2022 so niedrig ausgefallen wie seit 2003 nicht mehr. Der Rückgang betrug im Vergleich zu 2021 rund 45 Prozent. Dies geht aus vorläufigen Daten des Ost-Ausschusses der deutschen Wirtschaft hervor, die der Nachrichtenagentur Reuters vorliegen. "Das ist das niedrigste Ergebnis seit fast 20 Jahren", sagte der Geschäftsführer des Ausschusses, Michael Harms.

Wesentlicher Grund für den starken Rückgang sind die Sanktionen infolge des Ukraine-Kriegs. "Der Krieg und seine Folgen – Sanktionen, Rezession und Kaufkraftverlust in Russland sowie der anhaltende Rückzug deutscher Unternehmen vom russischen Markt – werfen uns in den bilateralen Handelsbeziehungen um Jahrzehnte zurück", sagte Harms. Insgesamt beliefen sich die Exporte laut den Daten des Ausschusses auf 14,6 Milliarden Euro.

Autobauer mit hohen Einbußen

Exporteinbußen seien in nahezu allen Branchen zu beobachten. Besonders betroffen seien Autos und Autoteile. "Dazu dürften die Einstellung der Produktion bei deutschen Autoherstellern in Russland sowie EU-Sanktionen gegen Technologiegüter maßgeblich beigetragen haben", sagte Harms. Die beiden größten Kategorien der deutschen Russland-Exporte sind laut den Daten inzwischen Pharmaerzeugnisse und Maschinen, insbesondere Landtechnik. "Dies spiegelt die Politik der EU wider, den Gesundheitssektor und den für die globale Versorgung wichtigen Agrarsektor bewusst von Sanktionen auszunehmen", sagte Harms. 

Da zugleich die Öl- und Gaspreise stiegen, wuchsen die deutschen Importe um elf Prozent auf 37 Milliarden Euro. Dadurch erreichte 2022 das deutsche Handelsdefizit mit Russland einen Rekordwert: Die Einfuhren übertrafen die Exporte um rund 22 Milliarden Euro. Während der Ausschuss erwartet, dass die Exporte in diesem Jahr auf einem niedrigen Niveau bleiben, rechnen die Experten mit sinkenden Importen und damit auch einem geringeren Handelsdefizit. "Da inzwischen kaum noch Energierohstoffe aus Russland bezogen werden, wird auch das Handelsbilanzdefizit deutlich zurückgehen", sagte Harms.

Der Internationale Währungsfonds (IWF) rechnet mit einem weiteren Rezessionsjahr für die russische Wirtschaft. Das Bruttoinlandsprodukt soll demnach 2023 um 2,3 Prozent schrumpfen.